Bildungszentrum Blaulicht: Das Gebäude von der Seite betrachtet. Rund ums Gebäude sind vereinzelt Autos geparkt.
Alles unter einem Dach

Bildungszentrum Blaulicht, Opfikon

Mit dem neuen Bildungszentrum Blaulicht (BZB) erbringt die Stadt Zürich eine Pionierleistung. Erstmals in der Schweiz können Polizei und die Rettungsprofis von Feuerwehr und Sanität ihre Einsätze unter einem Dach üben. Der Bau von Staufer & Hasler Architekten stellt eine Vielzahl unterschiedlicher Räume für Schulungen und Ernstfallübungen bereit. Eine Holz-Metallfassade von 4B ergänzt ihn um einen funktionalen wie nachhaltigen Rahmen.

Funktional und einladend

Den Ernstfall üben und sich in entspannter Atmosphäre darüber austauschen – im neuen Ausbildungszentrum der Stadt Zürich treffen Menschen aufeinander, die ihr Leben dem Schutz und der Rettung anderer gewidmet haben. Um ihnen ein lernfreundliches und wertschätzendes Umfeld zu bieten, haben Stadt und Stimmvolk ein Projekt gutgeheissen, das nicht nur funktional und nachhaltig ist, sondern auch einladend und komfortabel. So bietet der Bau neben einem Schiesskeller, einer Mediathek oder einer komplett eingerichteten Wohnung für Übungszwecke auch ein modernes Selbstbedienungsrestaurant mit Gartenterrasse und einen Fitnessbereich. Zusätzlich wurde in den Bau eine Sporthalle für die nahe Primarschule Auzelg integriert.

Alles unter einem Dach

Das neue BZB befindet sich am Ort des 50 Jahre alten Rohwiesen Ausbildungszentrums für den Zivilschutz (AZR), das stark renovierungsbedürftig war. Die Stadt entschloss sich daher, den alten Bau gründlich instand zu setzen, vor allem aber deutlich zu erweitern. Das Ergebnis ist die erste Ausbildungsstätte in der Schweiz, die Möglichkeiten für sämtliche Blaulichtorganisationen unter einem Dach vereint: Polizei, Sanität, Feuerwehr, Zivilschutz und die Führungsstäbe von Grosseinsätzen profitieren hier von einer umfassenden Übungsinfrastruktur.

Robust, modular, synergetisch

Viereinhalb Jahre dauerten die Bauarbeiten am Bildungszentrum Blaulicht in Opfikon. Bei der Erstellung des Baus wurde viel Wert auf eine nachhaltige Bauweise gelegt. So wurde mit robusten, einfachen und langlebigen Baumaterialien gearbeitet, die nicht zuletzt einen kostengünstigen Unterhalt gewährleisten. Geheizt wird mit Fernwärme, beleuchtet mit energieeffizienten LED-Leuchten, und für die Stromgewinnung sorgt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Auch wurde beim Rückbau des AZR auf Recycling gesetzt. Von einem der beiden Gebäude, dem heutigen Kopfbau, blieb nur die Tragkonstruktion bestehen. Das zweite, das vollständig ersetzt wird, wurde zuerst bis auf die Grundstruktur hin ausgeräumt und hier ebenfalls die wiederverwertbaren Materialien gesichert.

Der Neubau ist ein gekonntes Zusammenspiel zwischen Alt und Neu und setzt auf eine nachhaltige Bauweise.

Mit der Erweiterung haben nun Staufer & Hasler Architekten ein umfassendes Raumprogramm effizient in einem «Qualitätsrohbau» untergebracht. Dessen architektonische Struktur lebt von seinen grosszügigen Räumen, dazu zählen besonders der Eingangsbereich, ein hohes Atrium und das freundliche Selbstbedienungsrestaurant mit Aussenzugang. Die grossräumig angelegten Aufenthaltsflächen tragen zum organisationsübergreifenden Austausch bei. Und speziell das Atrium ermöglicht mit seinen beiden offenen Treppen auch die optimale Orientierung im Gebäude. Es verbindet alle Geschosse übersichtlich und führt Licht in die daran aufgereihten Sitzungsräume. Die rundherum angeordneten Nutzungsbereiche sind frei zugeteilt und können gemeinsam oder separat genutzt werden. So soll auch der informelle Wissenstransfer gefördert werden. Im Gebäude und auf dem Übungsgelände lassen sich vielfältige Einsatzsituationen inszenieren. Die Einsatzkräfte trainieren somit in einer realitätsnahen Umgebung.

Kunst und Bau Bildungszentrum Blaulicht

Die Gebäudehülle des Neubaus besteht im Sockelgeschoss aus einer Stahlfassade. Hier ist die Gestaltung industriell angelegt, aufgrund von Garagen für Einsatzfahrzeuge und Materialdepots. In den leicht zurückversetzten oberen Geschossen mit ihren Seminar- und Begegnungsräumen fiel die Wahl auf eine Pfosten-Riegel Fassade aus Holz-Metall von 4B. Diese erfüllt die Anforderungen der Bauherrin im Bereich der CO2-Einsparung unter anderem durch einen reduzierten Anteil an grauer Energie. Zudem sorgt sie hier für ein angenehmes Mass an Wohnlichkeit.

Die Bautiefe der Fassadenelemente beträgt hier 50 cm. «Uns war es gestalterisch wichtig, dass die Fassadenelemente eine ausgeprägte Tiefe haben, um die Fassade lebhafter wirken zu lassen», so Andreas Balthasar, Projektleiter von Staufer & Hasler Architekten. Die Achsmasse eines kompletten Elements liegen für beide Teile zusammen bei 5,55 x 4,08 m. Jedes dieser Elemente wurde komplett im Werk von 4B vorproduziert, insgesamt 144 Stück. Bei solchen Dimensionen ist 4B im Bereich der Holz-Metallfassade Marktführer.

Die Montage der unterschiedlich ausgeprägten Elementteile war hier speziell anspruchsvoll. Die Herausforderung bestand nicht nur in der Grösse und Länge der Elemente, sondern auch in der korrekten Handhabung von zwei unterschiedlichen wasserführenden Ebenen zwischen den oberen und unteren Elementen. Zur Gewährleistung der korrekten Wasserführung und zur Vermeidung von Leckagen ist bei dieser Art der Montage Präzision erforderlich.

Im ersten Obergeschoss, das eine umlaufende Terrasse besitzt, wurden im unteren Bereich teilweise Fensterflügel NF1 in Pfosten Riegel integriert eingesetzt. In den beiden darüber liegenden Stockwerken handelt es sich um zweiteilige Festverglasungen mit Isolierglas und jeweils eine Lüftungsklappe. Über die grosszügigen Verglasungsbereiche erhalten ausser den Begegnungszonen auch sämtliche Büro- und Seminarräume den für das Lernen und Arbeiten unabdingbaren Komfort: viel Licht. Hinzu kommen natürliche Fensterlüftungen und einstellbare Beschattungen im oberen und unteren Fensterbereich. Im Bereich der Turnhalle wurden die Lüftungsklappen elektrisch ausgeführt. Aufgrund der Höhe der Halle treffen hier jeweils zwei Fassadenelemente ohne Zwischendecke aufeinander und bilden eine grosszügige gläserne Wand.

Bunte und vielfältige Umgebung

Um die schlichte Optik der eingesetzten Materialien aufzubrechen und einladender zu gestalten, wurden die Böden der Flure eingefärbt – inspiriert von der Farbpalette der Uniformen und Fahrzeuge der Insti­tu­tionen. Beim gesamten Gebäude spielt der architektonische Entwurf auch mit dem Material Glas und seinen grossen Gestaltungsfacetten. So kamen neben transparenten Gläsern auch halbtransparente sowie transparente Buntgläser zum Einsatz, die über eine Interferenzeffekt aus Mustern einer Emaillierung entstehen. «Bei den Fenstern wollten wir von Beginn an etwas mit Farbe machen. Daraus hat sich dann gewissermassen ein Kunst-am-Bau-Projekt entwickelt», so Andreas Balthasar. Die konkrete Gestaltung wurde von BivGrafik aus Zürich entwickelt, die auch für die Signaletik im Haus verantwortlich waren. Das Ergebnis besteht aus je einem Text pro Längsseite des Baus, der in Form farbiger Morsezeichen mit Siebdruck auf die Scheiben der «Oberlichter» aufgebracht ist. Die farbigen Striche und Punkte ziehen sich so auf allen Hauptgeschossen die Fassade entlang und sorgen im Inneren für ein freundliches und stimmungsvolles Bild.

«Das neue Gebäude bietet ein vielseitiges Raumprogramm, das den Bedürfnissen der Blaulichtorganisationen gerecht wird.»

Staufer & Hasler Architekten