Am wenigsten CO2 und Energieverbrauch resultiert, wenn man gar nicht neu baut, sondern Bestandsbauten weiterverwendet und energetisch optimiert. Welche Sanierungsmassnahmen sollten dabei prioritär behandelt werden?
In den heutigen komplexen Zeiten müssen wir sehr pragmatisch und manchmal sogar auch etwas opportunistisch vorgehen. Wo gibt es tiefhängende Früchte, was kann ich schnell und wirksam umsetzen, aber nachweislich einen sowohl gefühlten wie auch faktisch ausweisbaren Kundennutzen erzielen? Was sind die anspruchsvolleren Themen, für die ich einen langen Atem brauche und für die ich permanent Aufmerksamkeit gewinnen muss im Sinne von steter Tropfen höhlt den Stein?
Wie steht es um die graue Energie beim Import der Rohstoffe, der Herstellung im Aus- oder Inland, dem eigentlichen Produktionszyklus, der Energie-Versorgung der Produktion?
Das ist eines der Hauptherausforderungen unserer reichen westlichen Welt. Wir bilanzieren gerne nur die Fertigprodukte oder die anfallenden Emissionen im eigenen Land und betrachten die ganze Wertschöpfungskette nur selektiv. Wir stehen dann gegenüber anderen Nationen besser da, aber die haben die Vorleistung erbracht.
Können eine hohe Qualität, einwandfreies Design und Nachhaltigkeit (z.B. bei Bauteilen wie Fenstern) wirklich in Einklang gebracht werden?
Selbstverständlich. Warum denn nicht?
Mit intelligenten Gebäuden werden der Energieverbrauch gesenkt und die Emissionen verringert. Sind intelligente Bauten die Zukunft?
Wir sprechen nun seit über 10 Jahren immer wieder von intelligenten Gebäuden – die Ideen sind wichtig, aber wir machen praktisch nur langsame Fortschritte. Nebst der technischen Reife muss auch die soziale Akzeptanz vorhanden sein. Das heisst: man muss eine ganze Liste von Bedürfnissen befriedigen: nach Sicherheit (z. B. Schutz vor Hackern), Convenience (kluge Vereinfachungen für Bedienung), sofortige Kundenassistenz bei Bedarf oder auch Reduktion von Vertrauenskosten.
Innovationen oder zukunftsträchtige Produkte und Dienstleistungen werden meist mit jungen Unternehmen oder gar Start-Ups in Verbindung gebracht. Kann eine Firma wie 4B, die seit 125 Jahren existiert, überhaupt innovativ sein?
Selbstverständlich. Das liegt ja gerade in der DNA von 4B. Sie haben eine sich gut entwickelnde Marke im Hintergrund, und das hilft, Vertrauensvorschuss zu erwirtschaften. Die Erwartungen steigen allerdings auch, und das muss anspornen zu noch besseren Leistungen. Wenn Sie eine Innovation auf den Markt bringen, hat das bei den Kunden Gewicht. Sie haben als Firma in der Schweiz eine respektable Grösse und werden ernst genommen, sind aber noch kein anonymer Grosskonzern, der nach abstrakten Erfolgskriterien arbeitet – der Erfolgsfaktor besteht immer noch in den menschlichen Beziehungen. Und schliesslich: sie sind in der Lage, gewisse Margen durchzusetzen . . .
Vielen Dank, Herr Dr. Bosshart, für das Interview.