Vom Labelsalat zur Labelfamilie: Bild einer Schweizer Ortschaft durch den ein Fluss geht und an einen See grenzt

Neuerungen bei den Gebäudelabels

«Vom Labelsalat zur Labelfamilie» unter diesem Titel informierte das Bundesamt für Energie (BFE) über die harmonisierten Schweizer Gebäude- und Arealstandards. Hier die wichtigsten Neuerungen und Anpassungen.

Nach zwei Jahren Verhandlungen und einem Jahr inhaltlicher Arbeit stehen seit der offiziellen Lancierung am 13. September 2023 die aktualisierten und harmonisierten Schweizer Gebäude- und Arealstandards zur Verfügung. Die Labels sind ein bedeutender Treiber für positive Veränderungen in der Schweizer Energie- und Klimapolitik.

Übersicht-Gebäudelabels grafisch dargestellt mit Logos

Der GEAK als Basis

Der GEAK [1] ist der Gebäudeenergieausweis der Kantone (Konferenz Kantonaler Energiedirektoren, EnDK). Im Rahmen der GEAK-Normierung definiert die EnDK [2] die Methodik für die Bilanzierung von Energie, CO2 und Treibhausgasen für den Betrieb von Gebäuden. Diese wird anschliessend von Minergie und SNBS in allen Produkten übernommen. Die wichtigsten Erneuerungen sind:

  1. Neben den Skalen zur Gesamtenergie und Gebäudehüllenqualität wurde bereits auf Anfang 2023 eine Skalierung der CO2-Emmissionen ergänzt, die im Einklang mit dem Schweizer Treibhausgasinventar steht [3]
  2. Im März 2023 wurde zusätzlich eine Methode für die Bilanzierung der vorgelagerten Emissionen (Elektrizitätsproduktion, Fernwärme) ergänzt, so dass nun die gesamten in der Betriebsphase verursachten Treibhausgasemissionen ausgewiesen werden können.

Minergie-Standards

Die Gebäudestandards von Minergie [1][4] fokussieren auf Komfort, Effizienz und Klimaschutz. Bei der Anpassung der Minergie-Standards wurden 2023 folgende Neuerungen und Harmonisierungen vorgenommen:

  1. Die Anforderungen an die Eigenstromproduktion werden erheblich erhöht. Dies bedeutet, dass das solare Potenzial auf und an Gebäuden ausgeschöpft werden muss (Vorbehalt: Bewilligungsfähigkeit Fassade-PV-Anlagen).
  2. Es werden Grenzwerte für die Treibhausgasemissionen in der Erstellung eingeführt. Zudem wird die Installation von Photovoltaik und Erdsonden-Wärmepumpen dank flexiblen Grenzwerten nicht behindert.
  3. Die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz werden so erhöht, dass die Minergie-Bauten auch künftig nicht überhitzen. Neu muss der Nachweis anhand von Klimadaten erbracht werden, welche MeteoSchweiz für die nächsten Jahrzehnte errechnet hat.
  4. Die Anforderungen an die Gebäudehülle und die Gesamtenergieeffizienz werden erheblich angehoben.
  5. Weitere Änderungen betreffen die Elektromobilität, das Monitoring, die Luftdichtheit und die Beleuchtung.

Der Zusatz ECO: Das Plus für Ökologie und Gesundheit 

Die Minergie Baustandards werden mit dem Zusatz ECO [1][5] um eine besonders gesunde, kreislauffähige und klimafreundliche Bauweise ergänzt. Die wichtigsten Neuerungen sind:

  1. Das Thema «Klimaschutz und Ressourcen» wurde mit acht Vorgaben gestärkt.
  2. Die Grenzwerte für Graue Energie und Treibhausgase wurden angepasst.
  3. Im Thema «Gebäudekonzept und Kreislaufwirtschaft» stehen die Nutzungsflexibilität und Wiederverwendung/-aufbereitung im Zentrum.
  4. Der Bereich «Gesundheit» wurde gekürzt, vereinfacht und im Bereich Baumaterialien verständlicher formuliert.
  5. Neu sind die Innovationsvorgaben in den Bereichen Gesundheit und Ökologie.
  6. Dank des neuen Bewertungssystems und der gemeinsamen Abwicklung mit dem Minergie-Nachweis auf der Label-Plattform vereinfacht sich die Nachweisführung und Zertifizierung.

Der SNBS-Hochbau und SNBS-Areal

Mit der Einführung des SNBS-Areal [1] und des Minergie-Areal wird das bisher durch das Bundesamt für Energie geführte 2000-Watt-Areal abgelöst. Bestehende Areale «in Entwicklung» oder «in Transformation» finden in einem der neuen Areal-Labels eine gleichwertige Anschlusslösung. Die wichtigsten Neuerungen sind:

  1. Mit der aktuellen Anpassung wird die Anzahl Kriterien und Messgrössen um rund ein Viertel auf 35 Kriterien resp. 98 Messgrössen reduziert.
  2. Verschärfte Anforderungen für klimaangepasstes und CO2-armes Bauen
  3. Einbezug nicht abgeschriebener, rückzubauender Gebäudeteile in die THGE-Bewertung
  4. Mikroklima als neues Thema

Neu können die bekannten Qualitäten des SNBS-Hochbau auch auf Ebene Areal zertifiziert werden. Es wurden 22 Schlüsselkriterien vom SNBS-Hochbau auf das Areal übertragen und acht neue Kriterien entwickelt. [6]

Das Minergie-Areal: Klimaschutz im Areal

Minergie-Areale orientieren sich an denselben Zielen wie die Minergie-Baustandards, umfassen aber auch arealspezifische Anforderungen. Die einzelnen Gebäude sind mehrheitlich nach Minergie zu zertifizieren und erfüllen so neben höchsten Anforderungen an Energie- und Treibhausgasemissionen überdurchschnittliche Anforderungen an den Hitzeschutz und die Raumluftqualität. Projekte können ab sofort geplant und ab November 2023 eingereicht werden. [7]