Weshalb wird oft abgerissen und neu gebaut, anstatt Gebäude zu sanieren?
Dass Häuser nicht öfter saniert werden, hat nicht nur technische, sondern vor allem auch wirtschaftliche Gründe. Rund 80 % der Gebäude in der Schweiz sind älter als 50 Jahre und entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist. Zudem kostet eine umfassende Sanierung oft gleich viel wie ein Neubau, wobei die Investitionskosten bei Sanierungen nicht gleichermassen effektiv in Einnahmen über zum Beispiel Mieten oder Verkauf umgelegt werden können wie bei Neubauten. Insofern sind die Immobilienwirtschaft und auch unterstützende Förderprogramme treibende Faktoren für die Sanierungsrate. Klar ist: Eine höhere Sanierungsrate wäre wichtig. Dazu bräuchte es auch stärkere Nachhaltigkeits-Regulierungen, sodass nicht einfach ohne Konsequenzen Abfall produziert werden kann.
Gibt es digitale Möglichkeiten, die zur Senkung der CO2-Emissionen genutzt werden können?
Aktuell werden BIM-Systeme – also «building information modelling»-Systeme – eingesetzt, um die nötige Datenerfassung bei Neubauten zu ermöglichen. Damit geht auch das «Tracking» der verbauten Materialien einfacher. Vom ersten Strich der Planung an begleiten diese Tools den Bauprozess und nehmen eine Vielzahl an Daten zum Gebäude und zu den verwendeten Materialien, zu Kosten und vieles mehr in einem virtuellen Modell auf. Die Planer verfügen damit über ein digitales Abbild des realen Gebäudes, welches dann zum Beispiel für Energieeffizienz- oder Ökobilanz-Analysen herangezogen werden kann. Bei Bestandbauten ist die Entwicklung solcher Modelle schon deutlich schwieriger, da man oft keine ausreichende Information über die verbauten Materialien hat oder diese sehr aufwändig erheben müsste. Hier sind derzeit einige Forschungsteams dran, mithilfe von modernsten digitalen Methoden, wie dem Einsatz von Drohnen und Machine Learning, die Erhebung zu erleichtern.
Inwiefern lassen sich Bauarbeiten optimieren, indem Daten erfasst werden?
Man kann sehr viel CO2 einsparen, wenn man sich überlegt, wie Material für die Erstellung des Gebäudes oder von Bauteilen bestmöglich eingesetzt werden kann. Die Optimierungsschritte dazu können in solchen virtuellen Modellen vorab definiert und geprüft werden, um so die beste umsetzbare Lösung zu erhalten. Zudem können die Daten des virtuellen Modells auch beim späteren Rückbau genutzt werden. Heute ist der Rückbau eines Gebäudes oftmals eine Detektivarbeit.