Buckhauserstrasse 40: Rot/Grünes Gebäude an der Buckhauserstrasse 40 in Zürich mit einer optischen Dreiteilung des Baukörpers. Drei Geschosse darüber wurden mit einer leichten, Curtain-Wall-Fassade aus schwarzgrauen, raumhohen Holzmetallfenstern geöffnet, durch die hindurch die Tragelemente sichtbar sind. Vorgehängt ist ein silberfarbenes Sonnenschutzgerüst mit oxidroten Markisen.
«Buck 40»: Weiternutzen, auf neuem Level

Buckhauserstrasse 40, Zürich

Die Absicht gegenüber dem bestehenden Geschäfts- und Industriehaus an der Buckhauserstrasse 40 in Zürich bestand darin, es weiter zu nutzen – aber besser. Unter der Regie der ARGE Oxid Architektur + Scheitlin Syfrig Architekten wurde das Gebäude bis auf die Tragstruktur zurückgebaut, ertüchtigt und neugestaltet, inklusive Gebäudetechnik. Dabei erhielt es unter anderem eine neue, offene Vorhangfassade von 4B. Das nachhaltige Konzept mit Fokus auf eine möglichst geringe Erzeugung von grauer Energie erhielt die DGNB Gold Zertifizierung.

Das ursprüngliche Gebäude des «Buck 40» wurde in den 1960er-Jahren errichtet. Ein funktionaler, sechsstöckiger Bau in Skelettbauweise, der optisch geprägt war durch horizontal ausgeprägte Bänder aus halbhohen Fenstern, die sich abwechselten mit schmucklosen, balustradenhohen Betonbändern. Auch im Inneren dominierte die strenge Stockwerktrennung. Die Situation zeigte wenig Durchlässigkeit und sah kaum Tageslicht in der Tiefe. Die Lebenszeit des Baus war zudem in mehrfacher Hinsicht ausgereizt.

Der Entwurf zur Umgestaltung sah vor, das Gebäude funktional und optisch zu öffnen. Der Ausdruck und damit auch die Adressierung des Baus sollten sich durch die gezielten architektonischen Eingriffe und eine innere Neuorganisation des Bestands ändern. Dafür wurde beim Rückbau innen aus der bestehenden Tragstruktur über alle Geschosse hinweg ein Atrium ausgeschnitten – ein neues gemeinschaftliches Zentrum für die Anlage. Der Gebäudekern und die Büroflächen wurden lediglich durch Glaswände voneinander getrennt. Das schafft Übersicht und Transparenz und lässt jeweils die gesamte Geschossfläche als eine Einheit wirken.

Neue Erscheinung

Nach aussen hin wurde die strenge Ansicht aufgebrochen durch eine optische Dreiteilung des Baukörpers: Das Hochparterre wurde mit seinen bestehenden Auskragungen zur Verladezone fürs Gewerbe mit entsprechenden Rampen umfunktioniert. Die drei Geschosse darüber wurden mit einer leichten, Curtain-Wall-Fassade aus schwarzgrauen, raumhohen Holzmetallfenstern geöffnet, durch die hindurch die Tragelemente sichtbar sind. Vorgehängt ist ein silberfarbenes Sonnenschutzgerüst mit oxidroten Markisen.

Zuoberst befinden sich die zwei, jeweils zurückspringende Attikageschosse, die ebenfalls raumhoch verglast wurden und gemäss Planung von üppig begrünten Dachgärten umgeben sind. Eine Aufstockung aus Holz bildet den neuen oberen Abschluss des Gebäudes.

Fenster und Schiebetüren aus Holz-Metall
von 4B

Zur neuen Offenheit des Baus trägt nach aussen hin vor allem die Fassadenlösung von 4B bei. Insgesamt wurden 563 Flügel des Fenstersystems NF1 xt und 36 Schiebetüren ST2 von 4B verbaut. Die Systeme aus Holz-Metall fügen sich optisch und ökologisch optimal in das Konzept der Architekten ein. Das Fenstersystem NF1 xt eignet sich speziell für Bauvorhaben, die grössere Dimensionen erfordern. Es besitzt eine erhöhte Bautiefe und ermöglicht damit Glasstärken bis zu 58 mm und Flügelgewichte von 130 kg (Drehkipp) sowie 160 kg (Drehflügel). Das verbessert die Statik und sorgt für den maximalen Schallschutz. Mit der Minergie-P zertifizierten Ausführung kann die Energieeffizienz gegenüber den Vorgängerfenstern zudem massiv verbessert werden. Ergänzt wurden die NF1 Elemente mit dem System ST2; 32 Mal als Schema Z als Festverglasung und 4 Mal als Schema G mit nach links oder rechts öffnendem Schiebeelement. Die schlankste Holz-Metall-Schiebetüre der Schweiz wertet das Geschäftshaus auf mit maximalem Lichteinfall, maximaler Aussicht und maximaler Nutzung der passiven Solarenergie bei vorbildlich tiefem Uw-Wert.

Gemäss der Grundhaltung «Reuse, Reduce, Revaluate» griffen die Architekten die gegebene Gebäudestruktur auf und beförderten sie mit gezielten Eingriffen in die Gegenwart. Das «neue» Gebäude präsentiert sich in einer einfachen und klaren Sprache. Diese ist geprägt ist von der robusten Erscheinung des zugrundeliegenden Betons, von der Transparenz von Fassade und Glaswänden sowie zahlreichen neuen Elementen aus Holz und Metall.

Buckhauserstrasse 40: Rohbau von der Buckehauserstrasse 40 in Zürich.

Rohbau von der Buckhauserstrasse 40 in Zürich. Bild: © R&D Dürr

Portraitfoto von Yves Schihin, Partner Oxid Architektur

«Die Gebäudehülle ist das repräsentative Gesicht nach Aussen. Dank der neuen Fassade entspricht die Gebäudehülle auch der Strategie eines aufgewerteten Aussenbilds – ein altes Haus in neuem Kleid sozusagen.»

Yves Schihin, Partner Oxid Architektur

4 Fragen an den Architekten und Partner von Oxid Architektur

1. Herr Schihin, was waren die wichtigsten Bereiche, die am «Buck 40» verändert werden mussten?

Yves Schihin: Durch die Weiternutzung des bestehenden 6-geschossigen Gewerbegebäudes mit zwei Untergeschossen konnte die bereits verbaute graue Energie weiterverwendet und dadurch die CO2-Emissionen im Vergleich zu einem Neubau drastisch reduziert werden. Zudem blieb die Nutzung mit Gewerbe und Dienstleistung die gleiche und die Talente des Bestands konnten daher auch programmatisch genutzt werden: systemisches und flexibles Tragraster, windmühlenartige Anordnung der Flügel und Fluchttreppenhäuser, gute Raumhöhen, Nutzung der Zurückstaffelung der oberen Geschosse, Parking im Tiefparterre und Lager.

Allerdings misst der Bestand 50m x 50m, und ist damit also sehr tief. Der zentrale Bereich wurde daher bisher nur für Archivnutzungen gebraucht. Durch die Einführung eines zentralen Atriums wurde die Belichtung über das gesamte Gebäude maximiert und gleichzeitig das identitätsstiftende Herz des Gebäudes geschaffen. Den Eingang haben wir repräsentativ ins Hochparterre gelegt. Dank dem Zurücknehmen der Fassade im Hochparterre wurden allseits die fürs Gewerbe wichtigen Verladerampen geschaffen. Die Zurückstaffelung der Attikas wurde für einen üppigen Dachgarten genutzt und um eine Aufstockung in Holz ergänzt. Durch das Wachküssen des Bestands wurden also Mehrwerte und eine Identität geschaffen, welche ein Ersatzneubau nicht leisten könnte.

2. Was waren die Hauptschwächen der alten Fassade? Warum wurde sie in der heutigen Weise verändert?

Die bestehende Fassade aus den 60er Jahren bestand aus Fenster- und Brüstungsbändern, welche infolge der abgehängten Decken tiefliegend waren, dadurch wenig Tageslicht in die Tiefe brachten und praktisch ohne Dämmung ausgeführt wurden.  Wir haben die Fassade durch eine Curtain-Wall-Fassade mit raumhohen Fenstern und aussenliegendem Sonnenschutz ersetzt. Dank dem «Facelifting» konnte die Tageslichtnutzung und die Aussicht maximiert, die Gebäudehülle energetisch optimiert, der sommerliche Wärmeschutz erfüllt werden. Und dem Gebäude wurde gleichzeitig ein repräsentativer Ausdruck verliehen.

3. Welche Anforderungen wurden an Fassade und Fenster gestellt?

An erster Stelle sollte die Energieeffizienz stehen, Ziel war dabei das DGNB Label für nachhaltiges Bauen. Während des Prozesses wurde der Entwurf für die Fassade allerdings aufgrund der geltenden Normen mehrfach geändert. Dazu zählt die Absturzsicherung innerhalb der Fenster durch Kämpfer. Eine grosse Schwierigkeit bestand darin, dass ganze Bautoleranzen aufgenommen und die Fenster an bestehende Bauteile befestigt werden mussten.

4. Welche Rolle spielt die Gebäudehülle im Gesamtkonzept?

Die Gebäudehülle ist das repräsentative Gesicht nach Aussen. Dank der neuen vertikalen Gliederung mit der architektonischen Fuge im Erdgeschoss und der dreigeschossigen neuen Fassade entspricht die Gebäudehülle auch der Strategie eines aufgewerteten Aussenbilds – ein altes Haus in neuem Kleid sozusagen. Für eine verbesserte Arbeitsatmosphäre und einen möglichst hohen Wiedererkennungswert werden Fassade und Dach wie das Atrium im Inneren ausgiebig begrünt. 

Rohbau von innen betrachtet

Bild: © R&D Dürr

Rohbau von innen betrachtet

Bild: © R&D Dürr