Hochschule für Sport, Magglingen

Hoch über dem Bielersee liegt das Epizentrum des Schweizer Sports. Magglingen ist der Hauptsitz des Bundesamts für Sport (BASPO) und der Eidgenössischen Hochschule für Sport (EHSM). Die 1944 gegründete Anlage dient als nationales Sportzentrum für sämtliche Disziplinen. Um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, wurde für die Hochschule jetzt ein neues Gebäude errichtet – inklusive einer wegweisenden Glas-Holzfassade von 4B.

Wenige Minuten Fahrt mit der Funiculaire von Biel den Berg hinauf und man befindet sich in einer beeindruckenden Welt – der Welt des Schweizer Spitzensports. Tatsächlich entdeckt man auf den Wegen, in den unterschiedlichen Sportstätten, bei der Physiotherapie oder in der Cafeteria nicht selten Gesichter, die man aus den Sportberichten von Zeitung und TV kennt. Auch der vielversprechende Nachwuchs bewegt sich hier, von Athletinnen, über Trainer bis hin zu den Sportwissenschaftler*innen. Denn als Sitz der EHSM ist Magglingen auch ein Hochschulort. Erstmals 1966 erhielt die ursprünglich vom Eidgenössischen Militärdepartement eingerichtete Sportschule eine Forschungsstelle. Heute sind Forschung und Lehre wichtige Bestandteile des BASPO-Konzepts.

Fünf unserer einzigartigen 4B Fenster mit einigen Sonnenstrahlen die durchdrängen.

Neue Dimensionen

Um die Unterstützung von Nachwuchs-, Leistungs- und Spitzensport sowie der Forschenden auf höchstem Niveau zu gewährleisten, muss die Infrastruktur in Magglingen stetig an die Topleistungen ihrer Benutzer*innen angepasst werden. Das vorherige Gebäude des Sportwissenschaftlichen Instituts und des Swiss Medical Centers am Lärchenplatz war veraltet. Zudem braucht es heute für die Leistungsdiagnostik und die Regeneration mehr spezifische Infrastrukturen und mehr Raum. Die Hochschule erhielt aus diesem Grund zwei moderne Neubauten: Auf dem Lärchenplatz wurden durch das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) eine neue Ausbildungshalle sowie ein multifunktionales Hochschulgebäude erstellt.

Die fertiggestellte Treppe der Hochschule Lärchenplatz mit einigen Türen und Durchgängen die aus Holz hergestellt wurden.

Der Entwurf für den Neubau der «Hochschule Lärchenplatz» stammt von Kim Strebel Architekten aus Aarau. Ihr Gebäude soll sich optisch sensibel in die Landschaft einbetten und funktional den Austausch zwischen den Fachbereichen erleichtern. Grösstenteils wurde der Bau in Massivbauweise erstellt. Er besteht aus einem Untergeschoss, einem Sockelgeschoss sowie aus einem aufgesetzten, auskragenden Bau mit zwei Geschossen. Das Sockelgeschoss tritt einseitig aus dem Hang hervor und ist zum Tal hin verglast. Die grosszügig befensterten Obergeschosse sind von einer Holzstruktur eingehüllt. An beiden Kopfenden des Gebäudes wurden zusätzlich zwei doppelstöckige Hallen aus statischem Holzbau erstellt, die über steife Dachscheiben an den Massivbau angehängt sind.

Jeweils eine Ebene im Gebäude belegen die Bereiche Sportphysiotherapie und Sportmedizin, die Leistungsdiagnostik mit Messhalle sowie die Büronutzung. Alle drei Ebenen sind durch eine Treppenanlage im Hof miteinander verbunden. Speziell überzeugt der Bau neben seinen Möglichkeiten zur Hydroregeneration und Hydrorehabilitation, der Messhalle und einem Indoor-Sprinttunnel von 90 m auch durch seine Holzfassade.

«Wir schätzen sowohl fachlich wie persönlich die konstruktive Zusammenarbeit bei der Werkplanung. Das Ergebnis überzeugt.»

Thomas Strebel und Philipp Kim von Kim Strebel Architekten

Integrative Ausformung

Um Magglingen zukunftsfähig zu machen, setzt das moderne Gebäude auch auf eine ökologische Bauweise. Das Konzept für die Fassade ist eine spektakuläre Glas-Holzkonstruktion. Im Rahmen des Architekturwettbewerbs hatte die Jury die Anmutung dieses Konzepts besonders gewürdigt, zog die Konstruktion aber zunächst in Zweifel. Aufgrund der Spannweiten und Achsmasse sei eine Ausführung als Holzbau «kritisch zu hinterfragen». Doch die Lösung durch 4B und die ZAUGG AG überzeugt. Insgesamt wurden auf einer Fläche von 1060 m2 in den beiden Obergeschossen die Holz-Metall-Fenster NF1 xt von 4B verbaut, teils als Festverglasung. Als Sicht- und Sonnenschutz montierte die Holzbaufirma ZAUGG vertikale Holzlamellen vor den Glaswänden der oberen Geschosse. 356 solcher Lamellen mit einer Länge von jeweils 10,65 m fassen die beiden oberen Geschosse gekonnt zusammen. Auf weiteren 1511 m2 liegt der Fassade eine Pfosten-Riegel-Konstruktion von 4B in Holz-Metall zugrunde. So beim Sockelgeschoss und zwei integrierten Innenhöfen, die dank ihrer raumhohen Verglasung für eine natürliche Beleuchtung der Räume sorgen. Die übrigen 122 m2 der Gebäudehülle im Sockelgeschoss sind als hinterlüftete Fassade ausgeprägt. Dank der Integration von Holz in die Fassade fügt sich das Gebäude optimal in seine Umgebung am Wald ein. Die entstandene Rasterung zitiert zudem die Solothurner Schule und nimmt damit Bezug auf das bestehende Hauptgebäude des BASPO von Max Schlup.

Energiesparfassade

Das Projekt wurde mit dem Nachhaltigkeitsinstrument «SIA Effizienzpfad Energie» (SIA 2040) geplant. SIA 2040 stellt die Basis für die Umsetzung des Etappenziels der 2000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich dar. Die Energiesparfassade verspricht hier beste U-Werte. Sie ist als hochisolierendes Pfosten-Riegel-System konzipiert und eignet sich für Minergie- und Passivhauslösungen. Das System erreicht die erforderlichen Werte für folgende Baustandards: Minergie-P, Minergie-ECO und LEED (Leadership in Energy and Environmental Design). Auch das Neubaufenster NF1 xt unterstützt mit seinen ausgezeichneten Energiewerten den sparsamen Umgang mit Energie. Die Variante xt ermöglicht zudem grössere Dimensionen und Glasstärken, die eine höhere Statik bewirken. Die Verglasung der Fassade ist auf Wunsch der Bauherrschaft als Structural Sealant Glazing (SSG) ausgebildet und mittels Silikonverklebung an der Tragkonstruktion befestigt, was eine zusätzlich erhöhte Widerstandsfähigkeit beispielsweise gegen UV-Belastung, Temperaturdifferenzen oder Wind gewährleistet.

Die Ausführung war für 4B nicht alltäglich, wie Projektleiter Roberto Wyssen sagt: «Bei den Stockwerkübergängen konnten wir die Durchbiegung nicht wie herkömmlich aufnehmen. Aus diesem Grund wurden die Elemente über die gesamte Höhe erstellt. Die Elemente wurden deshalb gut 14 Meter lang.» Das Handling dieser überdimensionalen Elemente gestaltete sich entsprechend herausfordernd. 4B hatte bei dem Projekt in Magglingen die Gesamtleitung der Fassadenerstellung inne und leistete damit einen wesentlichen Beitrag, um den ambitionierten Entwurf von Kim Strebel Architekten in die Realität umzusetzen. Gemeinsam ist ein Einbezug der Umgebung gelungen, der sowohl das Gebäude in ihr einbettet und gleichzeitig Atmosphäre in die Räume bringt.