Quartier Zwhatt: Unterste Etage im Neubau eingekleidet mit Gerüst

Welche Megatrends die Baubranche in Zukunft beschäftigen werden

Ein erweitertes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, weiterhin zunehmende Urbanisierung, der demografische Wandel und die wachsende Konnektivität durch Digitalisierung – diese vier Megatrends prägen bis 2030 die wichtigsten Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Das alles spielt sich jedoch vor dem Hintergrund von Krieg, verschärften geopolitischen Spannungen und Ungewissheit in Bezug auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und der Reallöhne. Welche Zukunftsszenarien leiten sich daraus für die Baubranche ab?

Die aktuelle Trendforschung gibt Einblicke in die wichtigsten Entwicklungen, die über die bevorstehende Dekade einen entscheidenden Einfluss auf den Kurs von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nehmen dürften. Bei den Analysen zeichnen sich derzeit vier Megatrends ab, auf die es auch für Unternehmen der Bauwirtschaft besonders zu achten gilt.

Neo-Ökologie

Unter diesem Begriff fassen die Zukunftsforschenden eine moderne, zukunfts- und lösungsorientierte Einstellung gegenüber Fragen der Nachhaltigkeit zusammen. Menschen und Technik werden dabei nicht als Problem, sondern als zusammenwirkende Elemente für eine bessere Zukunft betrachtet. Aber nicht nur ökologische, sondern auch soziale und technologische Dimensionen werden in neoökologischen Betrachtungen miteinbezogen. Ressourcenschonende Bauweisen, Netto-Null-Bauten unter dem Einsatz von energieeffizienten Technologien sowie das Praktizieren einer Kreislaufwirtschaft durch Recycling und Upcycling von Baumaterialien werden durch Regulierung und Kundenbedürfnisse zu unausweichlichen Forderungen. Der Sanierungsbedarf von Bestandsbauten bleibt beim aktuellen Stand des Gebäudeparks gross. Bei Neubauten stossen modulares Bauen und biophiles Design auf wachsende Resonanz bei Architekten, die damit dem Ruf nach wiederverwendbaren, naturnahen Baustoffen folgen. Davon profitieren nicht zuletzt nachhaltige Materialien wie Holz.

Urbanisierung

Immer mehr Menschen zieht es in die grossen Ballungsräume, womit der Trend zur Verdichtung städtischer Lebensräume weiterhin beschleunigt wird. Damit geht aber auch das wachsende Bedürfnis nach, mit der Natur zusammenwachsendem Wohnraum einher. Die Grenze zwischen Innen- und Aussenräumen verschwimmt zusehends. Faktoren wie Tageslichteintrag, Ausblick sowie die Nähe zu Grünzonen und natürlichen Erholungsoasen gewinnen an Bedeutung, da sie entscheidend zum Wohnkomfort beitragen.

Quartier Zwhatt | Megatrends Baubranche: Ansicht des neuen Holz-Hochhauses in Zürich

Holzhochhaus in der Schweiz

Demografischer Wandel

Die alternde Gesellschaft stellt die Baubranche vor die Herausforderung, individualisierte, barrierefreie und inklusive Bauweisen stärker in den Vordergrund zu rücken, ohne dass dabei das Augenmerk auf den steigenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum auf der Strecke bleibt. Wichtiger denn je werden flexible, sich an die verschiedenen Lebensphasen anpassende Wohnkonzepte, die den gesundheitlichen Aspekten des Wohnens (Licht, Raumluft, Sicherheit) Rechnungen tragen und gleichzeitig eine optimale Nutzung der Wohnfläche sicherstellen.

Digitalisierung und Konnektivität

Schnell wachsende Datenmengen und der Boom von digitalen Technologien wie der künstlichen Intelligenz (KI) stellen eine grosse Chance für Effizienzgewinne, Steigerung der Sicherheit und personalisierte Lösungen dar. Modulare Bauweisen können beispielsweise durch Nutzung digitaler Tools schneller und kostengünstiger realisiert werden. 3D-Technologien, Virtuelle Realität und BIM bilden den Werkzeugkasten von Architekten und Planern auf dem Weg zu Smart Homes und Smart Cities. Aber für die breite Adoption von intelligenten Systemen braucht es noch Lösungen zur Gewährleistung des Datenschutzes. Konsumentinnen und Konsumenten werden schliesslich bei ihren Entscheiden den Nutzen neuer Technologien gegen den Schutz ihrer Privatsphäre abwägen.

Die Zukunft basiert auf Geschehnissen der Vergangenheit. Wer also in die Zukunft hineinsehen will, muss die Vergangenheit und Gegenwart analysieren und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Oder wie Friedrich Nietzsche sagte: «Allem Zukünftigen beisst das Vergangene in den Schwanz.»